"Mein Kunde hat eine ellenlange Anforderungsliste. Doch wie soll ich in gerade mal 3 Stunden ein ganzes Team in Themen fit machen, für die ich früher 3 mal 3 Tage zur Verfügung hatte?"
Diesen Satz höre ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Lehrtrainerin immer wieder.
Wie können wir als Weiterbildungsanbieter mit dem Thema Auftragsklärung und den unrealistischen Erwartungshaltungen von Kunden umgehen?
Kompetenzförderung für New Work gleicht manchmal eher einem sonntäglichen Wunschkonzert, als einem seriösen Bildungsmarkt. In diesem Beitrag werde ich mich daher mit einem zentralen Problem in der gegenwärtigen Weiterbildungslandschaft auseinandersetzen: dem Weiterbildungsdruck im Kontext der Ressourcenverknappung. Wir werden untersuchen, warum Maßnahmen zur Kompetenzförderung häufig nicht den gewünschten Erfolg erzielen und wie Unternehmen an der falschen Stelle sparen. Denn es ist an der Zeit, die Herausforderungen in der neune, digitalen Weiterbildungspraxis anzuerkennen und Lösungswege aufzuzeigen, um einen positiven Wandel herbeizuführen.
Kompetenzförderung für New Work und Ressourcenverknappung - eine Barrierenlandschaft für das Lernen
Betrachten wir uns zunächst die 5 wichtigsten Verknappungs-Phänomene, die eine seriöse Auftragsklärung in der Weiterbildungs-Praxis kaum noch möglich machen.
1. Zeit-Verknappung
Immer mehr Weiterbildungsinhalte sollen in immer kürzerer Zeit vermittelt werden, was zu einem enormen Druck auf Anbieter und Teilnehmende führt. Dieser Zeitdruck steht oft im Widerspruch zu den realen Bedürfnissen und Prozessen des Lernens.
2. Raum-Verknappung
Mitarbeiter müssen kontinuierlich neues Wissen erwerben, jedoch mangelt es häufig an ausreichenden kreativen Freiräumen und Lernräumen, in denen neue Fertigkeiten trainiert und angewendet werden können. Ohne diese Räume wird das Lernen erschwert und die Wirksamkeit von Weiterbildungsmaßnahmen beeinträchtigt.
3. Budget-Verknappung
Die Vermittlung von Future Skills erfordert gut ausgebildete Spezialisten, die über das nötige Fachwissen und pädagogische Kompetenzen verfügen. Doch die Weiterbildungsbudgets werden immer weiter reduziert, was dazu führt, dass unerfahrene Trainer mit geringen Tagessätzen die Verantwortung für wichtige Themen übernehmen müssen.
4. Personal-Verknappung
Unternehmen sparen Kosten, indem sie ihre Belegschaft reduzieren. Das führt zu einer erhöhten Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeiter, sodass keine Energie und kein Raum mehr für Lernen, Weiterbildung und Prozessoptimierung bleibt. Diese Ressourcenverknappung wirkt sich negativ auf den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen aus. Online-Weiterbildungen für alle sollen Abhilfe schaffen - doch selbstständig über Online-Formate zu lernen liegt nur wenigen.
5. Methoden-Verknappung
Oftmals werden standardisierte "One fits all" Lösungen von großen Weiterbildungsanbietern erworben. Diese Anbieter verfügen zwar über die finanziellen Mittel, um Future Skills Themen gut zu vermarkten und ein breites Angebot an Online-Kursen zu produzieren, diese bieten jedoch inhaltlich oft nur oberflächliche Angebote mit veralteten Methoden oder einer nur begrenzten Methodenvielfalt an. Dies ignoriert die vielfältigen Lernstile der Mitarbeitenden und beeinträchtigt die Wirksamkeit der Maßnahmen.
Erfolgsfaktoren für mehr Investment in die Future Skills Weiterbildung
Um das Potenzial von Future Skills voll auszuschöpfen, sollten Unternehmen folgende fünf Erfolgsfaktoren berücksichtigen:
1. Bewusstsein für den Wert von Future Skills
Unternehmen müssen sich der Bedeutung von Future Skills für ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre langfristige Entwicklung bewusst sein. Ein Umdenken in Bezug auf die Bedeutung von Weiterbildung und Kompetenzentwicklung ist erforderlich, um die Ressourcen entsprechend zu allozieren.
2. Strategische Integration von Future Skills
Future Skills sollten fest in die Unternehmensstrategie und die Personalentwicklungspläne integriert werden. Es bedarf einer ganzheitlichen Herangehensweise, bei der die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden, die Unternehmensziele und die Anforderungen des Marktes berücksichtigt werden.
3. Investition in qualifizierte Fachkräfte
Um eine hohe Qualität und Wirksamkeit der Weiterbildungsmaßnahmen sicherzustellen, ist nicht nur die Investition in gut ausgebildete Fachkräfte unabdingbar. Auch können Future Skills nur durch qualifizierte Trainer und Coaches nachhaltig vermittelt und umgesetzt werden.
4. Schaffung von Lernräumen die zur Arbeitszeit gehören
Unternehmen sollten Ressourcen bereitstellen, um kreative Lernräume und Freiräume für die Mitarbeitenden zu schaffen. Hier sollten in Echtzeit neue Fertigkeiten erprobt, angewendet und weiterentwickelt werden. Ein anregendes und kreatives Lernumfeld im Rahmen der Praxis fördert das eigenständige Lernen und die Entfaltung des individuellen Potenzials.
5. Kontinuierliches Feedback und Evaluation
Eine regelmäßige Evaluation der Weiterbildungsmaßnahmen sowie ein kontinuierlicher Austausch und Feedback mit den Teilnehmenden sind entscheidend, um die Wirkung der Maßnahmen zu überprüfen und diese gegebenenfalls anzupassen. Eine lernende Organisation sollte den Dialog fördern und auf die Bedürfnisse und Rückmeldungen der Mitarbeitenden eingehen.
Eine lohnende Investition in die Zukunft
Der Druck auf Weiterbildungsmaßnahmen ist hoch, und die Ressourcenverknappung stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Dennoch ist es von entscheidender Bedeutung, die richtigen Schritte zu unternehmen, um die Weiterbildung effektiv zu gestalten und den Erfolg von Future Skills Maßnahmen zu fördern.
Durch das Bewusstsein für den Wert von Future Skills, die strategische Integration, die Investition in qualifizierte Fachkräfte, die Schaffung von Lernräumen und Freiräumen sowie das kontinuierliche Feedback und die Evaluation kann ein positiver Wandel herbeigeführt werden. Es ist an der Zeit, die Bedeutung von Weiterbildung und Kompetenzentwicklung anzuerkennen und in die Zukunft zu investieren.
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