Positive Fehler- und Lernkultur #2
- Ella Gabriele Amann
- 10. Dez. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. März

Ein Beitrag von Ella Gabriele Amann
Future Skills, Positive Fehler- und Lernkultur – Der Schlüssel zur Resilienz in Krisenzeiten
In einer Welt, die von disruptiven Veränderungen, hoher Komplexität und zunehmender Unsicherheit geprägt ist, wird die Fähigkeit, flexibel und lernbereit mit Fehlern umzugehen, zu einer entscheidenden Future Skill – für Unternehmen ebenso wie für Führungskräfte, Teams und Mitarbeitende.
Eine positive Fehler- und Lernkultur ist längst kein „nice to have“ mehr, sondern ein handfester Überlebensvorteil in Krisenzeiten. Unternehmen, die Fehler offen kommunizieren, systematisch auswerten und als Lernchancen nutzen, sichern sich nicht nur Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit, sondern stärken auch die psychologische Sicherheit und das Vertrauen im Team.
Der praktische Mehrwert liegt auf der Hand: Wer es schafft, eine resiliente, fehlertolerante Kultur zu etablieren, fördert Kreativität, beschleunigt Problemlösungsprozesse und ermöglicht Mitarbeitenden, Verantwortung zu übernehmen. Führungskräfte profitieren, weil sie Entscheidungsräume öffnen und Teams zur Selbstorganisation befähigen.
Gerade in volatilen Zeiten machen Unternehmen mit einer gelebten positiven Fehlerkultur den entscheidenden Unterschied – sie sind anpassungsfähiger, handeln proaktiver und wachsen an ihren Herausforderungen.
In den beiden folgenden Videos zeige ich Dir praxisnah, wie diese Kultur in Deinem Unternehmen aufgebaut werden kann und welche konkreten Strategien Führungskräfte und Organisationen dafür nutzen können.
Positive Fehlerkultur für resiliente Unternehmen
Die Pflege einer positiven Fehler- und Lernkultur spielt heute eine entscheidende Rolle für die Resilienz von Unternehmen. So können sie die Probleme, die mit akuten Herausforderungen und Dauerkrisen verbunden sind, besser abfedern, eine gute Krisenprophylaxe aufbauen und Anpassungsprozesse kontinuierlich mitgestalten.
Die Organisationsforscher Weick und Sutcliffe zeigen in ihrem Buch „Managing the Unexpected – Resilient Performance in an Age of Uncertainty“ anhand von 5 Achtsamkeitskriterien, was es für eine gelungene Fehlerkultur in der Teamarbeit braucht.
In diesem Video gebe ich eine Einführung über den Zusammenhang zwischen organisationaler Resilienz und der Fehlerkultur in Unternehmen. Zunächst erläutere ich den Begriff der Fehlerkultur:
Fehlerkultur beschreibt die Art und Weise, wie in einer Organisation mit Fehlern und Misserfolgen umgegangen wird – geprägt von Normen, Werten und Verhaltensweisen.
Dabei lassen sich zwei Ausprägungen unterschieden: die konservative, negative Fehlerkultur, die auf Fehlervermeidung und Perfektionismus setzt, sowie die progressivere positive Fehlerkultur, die Fehler als Lernchance begreift.
Die traditionelle, negative Fehlerkultur führt oft dazu, dass Mitarbeitende Angst haben, Risiken einzugehen, was die Anpassungsfähigkeit in Krisenzeiten einschränkt. Dagegen fördert eine zeitgemäße positive Fehlerkultur Offenheit, Experimentierfreude und Lernbereitschaft – wichtige Voraussetzungen für organisationale Resilienz, insbesondere in der neuen Arbeitswelt (New Work).
Praxisnah wird der Transfer durch die Einführung der fünf Achtsamkeitskriterien von Weick und Sutcliffe, die die Resilienz eines Teams stärken:
Fehler entdecken und zurückmelden – Frühzeitiges Wahrnehmen und Melden von Fehlern oder Störungen im System.
Offen bleiben für unterschiedliche Ursachen – Fehler aus verschiedenen Perspektiven betrachten und Denkgewohnheiten hinterfragen.
Sensibilität für betriebliche Abläufe – Mikrofehler rechtzeitig erkennen, bevor sie zu größeren Problemen anwachsen.
Commitment zur Resilienz & Improvisationsfähigkeit – Mitarbeiter committen sich bewusst, in Krisenzeiten resilientes und flexibles Handeln zu leben.
Respekt vor dem Wissen der Mitarbeitenden – Fachwissen vor Ort wird stärker einbezogen; Hierarchien werden zugunsten schneller Problemlösungen verschoben.
Nutze das Video um in Deinem Team die eigene Lern- und Fehlerkultur zu reflektieren und eine resilienzfördernde Haltung zu entwickeln – für mehr Lernfreude, Innovationsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit im Unternehmen.
Ein positive Lern- und Fehlerkultur strategisch einführen
Wie können Führungskräfte eine positive Fehler- und Lernkultur strategisch in ihrem Unternehmen einführen? Die Basis für eine offene Fehlerkultur ist eine offene Kommunikation und Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften, die es möglich macht Fehler als Helfer zu betrachten. Lebenslanges Lernen, fachliche Weiterbildungen und der Ausbau von Future Skills spielen eine ebenso wichtige Rolle wie individuelle Formen der Ermutigung und Zeit für Experimente.
Resiliente Unternehmen bauen zudem auf Vorbilder, die zeigen, dass eine positive Fehlerkultur zur kontinuierlichen Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und einer Verbesserung der Zusammenarbeit führen.
In diesem Video geht es um fünf praxisnahe Strategien zur Einführung einer positiven Fehler- und Lernkultur als Schlüssel zur Stärkung organisationaler Resilienz.
Kommunikation & Vertrauensaufbau Der erste Schritt ist, offen über Fehlerkultur zu sprechen. Dies gelingt z.B. durch Workshops, in denen Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsam den Mehrwert einer positiven Fehlerkultur erkennen – etwa in Bezug auf Resilienz, Krisenprophylaxe und Transformation. Wichtig ist, dass Führungskräfte hinter der Idee stehen und klare Strukturen schaffen: etwa regelmäßige Reviews, schnüffeltage zur Projektreflexion oder auch digitale Tools für Remote-Teams.
Haltung entwickeln – Fehler als Helfer begreifen Fehlerangst ist tief verankert. Es braucht Zeit und bewusste Begleitung, um eine Haltung zu entwickeln, in der Fehler als Lernchancen und notwendiger Bestandteil von Innovations- und Krisenprozessen gesehen werden. Mitarbeitende müssen lernen, Fehler als Teil des lebenslangen Lernens und der persönlichen Kompetenzentwicklung zu begreifen.
Kontinuierliche Weiterbildung & Lernangebote Regelmäßige Schulungen sind essenziell, um Fehlerkompetenz zu fördern. Gerade bei neuen Tools oder Softwares müssen Mitarbeitende die Möglichkeit haben, Fehler machen zu dürfen, um daran zu wachsen. Nur wer fachliche und soziale Kompetenzen stetig ausbaut, kann Fehler früh erkennen und produktiv nutzen.
Fehlerkultur als „Muskel“ trainieren & belohnen Fehlerfreundlichkeit muss regelmäßig eingeübt werden – ähnlich wie ein Muskel. Dabei ist wichtig, Teams für ihr Engagement zu belohnen: nicht nur durch materielle Anreize, sondern auch durch Anerkennung, individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten oder gemeinsame Aktivitäten, die den Zusammenhalt stärken.
Geduld & Kontinuität in der Kulturentwicklung Eine positive Fehler- und Lernkultur entsteht nicht über Nacht. Unternehmen müssen Lernzeiten einplanen und Geduld mitbringen. Regelmäßige Reflexionsräume, offene Kommunikation und das Vorleben der Haltung durch Führungskräfte schaffen langfristig ein resilienteres Unternehmen, das in Krisenzeiten handlungsfähig bleibt.
Fazit: Eine gelebte Fehlerkultur fördert nicht nur Innovation und Anpassungsfähigkeit, sondern stärkt auch die psychologische Sicherheit im Unternehmen. Führungskräfte sind dabei Vorbilder und wichtige Impulsgeber für diesen Kulturwandel.
Ausblick
Erfolgsfaktor Positive Fehlerkultur – Worauf es ankommt
Eine positive Fehlerkultur ist weit mehr als ein modernes Führungsinstrument – sie ist ein echter Zukunftsfaktor für resiliente Unternehmen. Sie schafft Raum für Experimente, stärkt die Innovationsfähigkeit und fördert die psychologische Sicherheit im Team. Die beiden vorgestellten Videos verdeutlichen: Fehlerfreundlichkeit lässt sich systematisch entwickeln – durch bewusste Kommunikation, kontinuierliches Lernen und vor allem durch die Haltung, Fehler als Lernchancen zu begreifen.
Für Facilitatoren, Trainer und Coaches ergeben sich dabei zentrale Hebel:
Haltung vor Methode: Vermittelt den Führungskräften und Teams, dass die Einführung einer Fehlerkultur kein kurzfristiges Projekt, sondern ein langfristiger Kulturwandel ist. Es beginnt mit der inneren Haltung, nicht mit reinen Tools.
Sichere Räume schaffen: Achtet darauf, Reflexionsräume einzurichten, in denen Fehler offen angesprochen werden dürfen – sei es im Team-Workshop, im Coaching oder im Daily Business.
Zuerst Fehler als Teil der Lernkultur etablieren: Unterstützt Teams dabei, Fehler systematisch in Entwicklungsprozesse einzubinden – z.B. durch Retrospektiven, Feedback-Schleifen oder Lern-Sprints.
Individuelle Ansätze nutzen: Jede Organisation hat ihre eigene „Fehler-Biografie“. Nehmt euch Zeit, die vorhandenen Denkmuster zu analysieren und maßgeschneiderte Interventionen zu entwickeln.
Tipp zum Abschluss:
Beginne klein, z.B. mit Pilot-Teams oder gezielten Workshops. Sei als Facilitator, Trainer oder Coach selbst Vorbild für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern – und zeige, wie daraus echte Zukunftskompetenzen entstehen können. Denn eine resiliente Organisation entwickelt sich nicht trotz, sondern durch Fehler weiter.
Literatur:
Amann, E.G. & Egger, A. (2017/2024). Micro Inputs Resilienz – Praxishandbuch Coaching. ManagerSeminare Verlag.
Amann, E.G. (2014/2024). Haufe Taschenguide Resilienz. 1. Auflage 2014, 5. Auflage 2023, Haufe Verlag.
Amann, E.G. (2023). Haufe Taschenguide Future Skills trainieren – Kompetenzentwicklung für die neue Arbeitswelt. 1. Auflage, Haufe Verlag.
Amann, E.G. & Alkenbrecher, F. (2014). Das Sowohl-als-auch-Prinzip: Resilienz – Mit Sicherheit stark durch die Krise. Pro Business Verlag, Berlin.
Weick, K.E. & Sutcliffe K.M. (2007), Managing the Unexpected: Resilienz Performance in an Age of Uncertainty. John Wiley & Sons. Ich empfehle die Original-Ausgabe in Englisch.
Vertiefung:

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